Die Zeit nach dem 1. Weltkrieg
Nach Beendigung des 1. Weltkrieges beschlagnahmte die damalige französische Besatzungsmacht am 7. Dezember 1918 den vorbildlich errichteten Scheibenstand, um dort mit ihren Truppen Übungsschiessen abzuhalten. Im September 1919 wurde das Gelände des Scheibenstandes von der Besatzungsbehörde wieder freigegeben, jedoch vorher die gesamte Anlage durch Sprengung vollständig zerstört. Alle bis dahin aufgewandten Mühen und Kosten waren vertan und der Verein stand wieder vor dem Nichts. Die Besatzungsbehörde gewährte im Dezember 1919 eine Geldentschädigung, womit man die gröbsten Schäden hätte beseitigen können, sie verbot aber auf der anderen Seite die Instandsetzung der Anlage.
Doch die Mitglieder verzagten nicht und behielten die Hoffnung, den Scheibenstand bald wieder benutzen zu können. Nur so ist es erklärlich, dass die Gesellschaft mit der Grundstückseigentümerin am 19. März 1920 eine Verlängerung des Mietvertrages um weitere 15 jähre bis zum 15. März 1935 vereinbarte. Um das offizielle Schiessverbot zu überbrücken wurde auf dem Schiessplatz zunächst nur mit kleineren Waffenkalibern geschossen und der jeweilige Jahreskönig ermittelt. Schliesslich wurde der Verein durch Geldsammlungen in die Lage versetzt, den Scheibenstand behelfsmässig herzurichten. Infolge der wirtschaftlichen Notlage war es jedoch nicht möglich, den Scheibenstand nach den baupolizeilichen Vorschriften ordnungsgemäss instand zu setzen, so dass man sich schweren Herzens im April 1927 entschliessen musste, die Scheibenanlage an die Stadt Siegburg zu verkaufen, die auch in den bestehenden Mietvertrag mit Frau Virnich eintrat. Mit diesem Verkauf wurde das beliebte Übungsschiessen auf dem 150-m-Scheibenstand beendet.
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Trotz schwerer Zeiten wurde am gesellschaftlichen Leben der Stadt Siegburg reger Anteil genommen. Schon wenige Jahre nach der Gründung wurde das erste Stiftungsfest am 2. Februar 1910 im Siegburger Hof gefeiert, dem vorher ein grosses Preisschiessen im Herrengarten vorausgegangen war. Beim ersten Schützenfest am 27. und 28. Juli 1913 veranstaltete die Schützengesellschaft einen prächtigen Festzug, an dem auswärtige Vereine aus Wahn, Eil, Oberkassel, Stieldorf, Bonn-Endenich, Duisdorf, Honnef, Rhöndorf, Poll, Schwarz-Rheindorf und Königswinter teilnahmen. Der Festzug zog unter Leitung des ersten Kommandeurs Paul Höffken quer durch die Stadt Siegburg vom Vereinslokal Herrengarten zum Schiessstand Uhlrather Hof, wo kurz vor Beginn des Schützenfestes der Festsaal fertiggestellt werden konnte.
Neue Verbindungen mit Nachbarvereinen, Bonner Jäger &. Schützen, St. Hubertus Buchholz, Troisdorfer Schützengesellschaft wurden geschlossen und gemeinsame schiesssportliche Wettkämpfe gepflegt. Besonders auf das sportliche Schiessen legten die Vereinsmitglieder grossen Wert. Beim Bundesschiessen des Rheinischen Schützenbundes in Bonn errang das Mitglied Krebs den Hindenburgorden, den Orden der Stadt Bonn und als Ehrenpreis eine silberne Medaille. Heinrich Buchholz errang 1928 in seinem Königsjahr beim Deutzer Schützenfest die goldene Pressemedaille. Andere Mitglieder errangen bei den sportlichen Schiesswettkämpfen wertvolle Ehrenpreise und Medaillen, so im Jahre 1932 das Mitglied Gerwing den l. Ehrenpreis in Niederpleis, Engländer auf dem Stand der Bonner Erzbruderschaft den l. Ehrenpreis und Julius Fischer den l. Serienpreis; viele solcher Erfolge liessen sich noch anführen.
Erwähnt werden muss, dass die Gesellschaft das jeweilige Königsschiessen in einen grossen festlichen Rahmen stellte. Die Siegburger Bevölkerung nahm hieran stets regen Anteil. Es wurden prunkvolle Festzüge durch unsere Vaterstadt Siegburg veranstaltet und glanzvolle Festbälle, die sich allgemeiner Beliebtheit erfreuten, abgehalten. Festsäle waren die des Uhlrather Hofes, des Herrengartens, des Jägerhofes und des Siegburger Hofes. Die Gesellschaft hat sich stets bemüht, ihren Vereinspflichten gewissenhaft nachzukommen.